Maßnahmen zur Verbesserung des Morbiditätsmanagements für Patienten mit filarienbedingten Lymphödemen und Hydrozelen in Ghana

Weltweit sind ca. 67,88 Millionen Menschen mit der zu den vernachlässigten Tropenkrankheiten (NTDs) zählenden Wurmerkrankung Lymphatische Filariose (LF) infiziert. Schätzungsweise 19,68 Millionen Männer haben eine durch die Krankheit verursachte Hydrocele und ca. 16,68 Millionen Menschen leiden unter einem chronischen Lymphödem der Extremitäten. Noch gibt es keine weltweit empfohlene Behandlung, die das Fortschreiten der Ödeme aufhalten bzw. im besten Fall zu einem Rückgang der Ödeme führen kann. Bislang durchgeführte Studien haben jedoch einen positiven Effekt durch intensivierten Hygienemaßnahmen, andere (aus der eigenen Arbeitsgruppe) durch die Gabe von Doxycyclin 200mg für 6 Wochen gezeigt. Mittel der Wahl zur Behandlung der Hydrozelen ist das operative Vorgehen (Hydrozelektomien), welche häufig in sogenannten Hydrocele Surgery Camps organisiert durchgeführt werden.

 

L-R, Prof. Achim Hoerauf, Direktor des IMMIPs, Prof. Alexander Debrah, Dean Faculty of Allied Sciences KNUST Ghana, Angelika Kellings,Leiterin Qualitätsmanagement, UKB, Dr. Linda Batsa Debra, KNUST Ghana.

In 5 randomisierten, Placebo-kontrollierten, doppel-blinden klinischen Studien wird nun der Effekt von intensiviertem Hygienetraining plus zusätzlicher Gabe von Doxycyclin für 6 Wochen getestet und soll im Fall einer nachgewiesenen Wirksamkeit von Doxycyclin zu einer Änderung der international anerkannten Behandlungs-Richtlinien durch die Weltgesundheitsorganisation (WHO) führen, die bereits Beobachter in das Studienkonsortium gesendet hat. Zwei dieser fünf Studien werden im Rahmen des von unserer Arbeitsgruppe betreuten TAKeOFF Netzwerks (gefördert durch das BMBF, s.u.) durchgeführt. Die Ergebnisse dieser Studien könnten Millionen von Betroffenen helfen, die Krankheit zu lindern, und damit einen wichtigen Beitrag zur Morbidity Control bei NTDs leisten.

Bereits nach 12 Monaten kann man, obwohl die Studie noch verblindet ist, bei der Mehrzahl der Patienten eine Verbesserung bzw. ein Gleichbleiben der Ödeme erkennen, ein Fortschreiten der Ödeme ist hingegen sehr selten, so dass man schon jetzt davon ausgehen kann, dass es nach Beendigung der Studien (in Ghana im Oktober 2020) ein Maßnahmenpaket geben wird, das möglichst weltweit allen betroffenen Patienten zugänglich gemacht werden sollte.

Den „Roll-out“ dieser Maßnahmenpakete zunächst in dem Studiengebiet und später auch in anderen Gebieten in Ghana bzw. in weiteren betroffenen Ländern zu organisieren, ist natürlich eine große logistische Herausforderung, die eine entsprechende Finanzierung notwendig macht. Besonders, da es sich nicht um eine einmalige Ausgabe der Maßnahmenpakete handelt, sondern um eine nachhaltige Betreuung der Patienten durch ein erfahrenes Team. Unser Plan ist es, den „Roll-out“ und die Betreuung der Patienten zunächst von dem Studienteam vor Ort durchführen zu lassen und dann nach Durchführung von Trainings-Workshops und Ausbau der lokalen Kapazitäten dieses Programm in lokale Hände zu übergeben, um den Prozess zu generalisieren und die Nachhaltigkeit des Projekts zu garantieren. Um auch den betroffenen Männern mit Hydrozelen zu helfen, sollen zusätzlich Hydrocele Surgery Camps angeboten werden.

Field team taking lymphodema measurement
Foto ©IMMIP-UKB

Principal Investigators
 

Prof. Dr. med. Achim Hörauf, University Hospital Bonn

Dr. med. Ute Klarmann-Schulz, University Hospital Bonn

Prof. Alexander Yaw Debrah, Kwame Nkrumah University of Science and Technology (KNUST) Kumasi, Ghana